Ist eine Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen eine gute Lösung?
Möchten Sie eine private Pflegeversicherung abschließen, müssen Sie zunächst einen Antrag ausfüllen. Darin enthalten sind die gefürchteten Gesundheitsfragen. Eine Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen zu finden ist nicht ganz einfach. Es gibt jedoch staatlich geförderte Pflegetagegeld-Versicherungen, die auf eine Gesundheitsprüfung verzichten.
Entscheidungshilfe
Wann lohnt sich eine Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen?
In den meisten Fällen will die private Pflegeversicherung ganz genau wissen, wie es um Ihre Gesundheit bestellt ist. Im Antrag müssen Sie daher verschiedene Fragen zu Ihrem Gesundheitszustand beantworten. Die private Pflegeversicherung möchte zum Beispiel erfahren, welche Vorerkrankungen bestehen, ob Sie chronisch krank sind oder bereits einmal pflegebedürftig waren.
Bei bestehenden Vorerkrankungen kann der Versicherer Risikozuschläge auf Ihren monatlichen Beitrag erheben. Die private Pflegeversicherung darf Ihren Antrag sogar komplett ablehnen. In diesem Fall kann es sich lohnen, nach einer Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen Ausschau zu halten.
Wie können Sie trotz Vorerkrankung eine private Pflegeversicherung abschließen?
Eine Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen zu finden, ist nicht ganz einfach. Einige Versicherer verzichten bei jüngeren Versicherungsnehmern auf die Gesundheitsprüfung oder fragen nur nach besonders schwerwiegenden Erkrankungen.
Das schließt aber immer noch einige Versicherungsnehmer aus. Eine Alternative zur üblichen Pflegerentenversicherung ist eine Pflegetagegeld-Versicherung, die so genannte Pflege-Bahr-Versicherung. Diese private Pflegeversicherung darf keinen Antragsteller ablehnen. Darüber hinaus erhalten Sie staatliche Förderung: Zahlen Sie mindestens 120 Euro pro Jahr, steuert der Staat weitere 60 Euro pro Jahr hinzu.
Eine Pflege-Bahr-Versicherung können Sie abschließen, wenn Sie älter als 18 Jahre sind, bereits die gesetzliche oder eine private Pflegeversicherung abgeschlossen haben, mindestens zehn Euro pro Monat einzahlen und noch keine Pflegeleistungen bezogen haben.
Von der Pflegetageld-Versicherung erhalten Sie im Leistungsfall ein Pflegetagegeld oder ein Pflegemonatsgeld. Je nach gewähltem Tarif bekommen Sie das Pflegegeld in allen Pflegestufen (ab 1.1.2017 Pflegegrade)ausgezahlt, nach der Umstellung 2017 von der Pflegestufe 0 bis zur Pflegestufe V. In Pflegestufe V beträgt das ausgezahlte Pflegetagegeld mindestens 600 Euro pro Monat. In Pflegestufe I erhalten Sie zehn Prozent des für Pflegestufe V gezahlten Pflegetageldes.
Pflegereform 2017
Weitere Informationen zur Umstellung auf das neue Pflegesystem:
Umstellung Pflegestufen zu Pflegegrade
Wieso gibt es eine derartige Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen?
Auch Personen mit Vorerkrankungen und chronischen Krankheiten sollen Unterstützung für einen möglichen Pflegefall erhalten. Das legte die Gesundheitsreform des ehemaligen Gesundheitsministers Daniel Bahr fest, nach dem diese Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen benannt ist. Seit dem 1. Januar 2013 unterstützt der Staat daher jeden, der diese private Pflegeversicherung abschließen möchte.
Die Förderung gibt es für Pflegegeldtarife, die folgende Punkte erfüllen:
- die private Pflegeversicherung verzichtet auf eine Gesundheitsprüfung, Risikozuschläge und Leistungsausschlüss
- die Abschlusskosten betragen maximal zwei Monatsbeiträge, die Verwaltungskosten nicht mehr als zehn Prozent der Bruttoprämi
- der Versicherer zahlt das Pflegetagegeld für alle Pflegestufen, in einer Höhe von mindestens 600 Euro für Pflegestufe V (ab 2017) und nur als Geldzahlung
- die Wartezeit beträgt maximal fünf Jahre
- der Versicherer verzichtet auf sein ordentliches Kündigungsrecht
- Versicherungsnehmer können rückwirkend zum Eintritt der Pflegebedürftigkeit kündigen oder den Vertrag drei Jahre ruhend stellen
Welche Vorteile und Nachteile hat die Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen?
Der größte Vorteil dieser Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen besteht darin, dass sich jeder unabhängig von seinem Gesundheitszustand für den Pflegefall versichern kann. Es gibt auch keine Altersbeschränkung.
Die staatlich geförderte Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen hat jedoch auch ein paar Nachteile:
- Sie erhalten die Pflege-Bahr-Zulage nur bei Abschluss einer Pflegetagegeld- oder Pflegemonatsgeld-Versicherung.
- Die staatlich geförderte Pflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung übernimmt einen geringeren Leistungsumfang als nicht geförderte Tarife
- Die Höhe des ausgezahlten Pflegegeldes können Sie nicht frei wählen
- Tritt der Pflegefall ein, müssen Sie Ihre monatlichen Beiträge dennoch weiterzahlen
- Wie sich die Beiträge in Zukunft entwickeln werden, ist ungewiss
- Die Mindestvertragslaufzeit beträgt zwei Jahre.
Für wen eignet sich die staatlich geförderte Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen?
Hat eine private Versicherung Ihren Versicherungsantrag abgelehnt, ist die staatlich geförderte Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen eine gute - und für manche Versicherungsnehmer die einzige - Alternative.
Die staatlich geförderte Pflege-Bahr-Versicherung nimmt auch Antragsteller mit den zehn Diagnosen auf, die jede andere private Pflegeversicherung normalerweise ablehnt:
- ALS
- Alkohol- und Drogenabhängigkeit
- Choreo Huntington
- Demenz
- dialysepflichtige Nierenerkrankungen
- HIV/AIDS
- insulinpflichtiger Diabetes
- Leberzirrhos
Vergleichen Sie, welche private Pflegeversicherung sich für Sie lohnt.
Die Leistungen der staatlich geförderten Pflegetagegeld-Versicherung ohne Gesundheitsprüfung fallen geringer aus als die Leistungen einer herkömmlichen privaten Pflegezusatzversicherung. Vergleichen Sie daher die Versicherungstarife genau, bevor Sie sich für eine Pflegeversicherung ohne Gesundheitsfragen entscheiden.